Eine der wesentlichen Erwartungshaltungen von Mitarbeitern an Führungskräfte ist „Präsenz“. Mit Präsenz ist auch physische Präsenz in Zeiten der Krise gemeint: wenn es brennt muss der Chef vor Ort sein, Zeichen setzen und den Weg skizzieren. Denn in Krisenzeiten sind auch die Mitarbeiter verunsichert. In vielen Gesprächen mit Kunden, Geschäftspartnern und meinem privaten Umfeld höre ich, dass sich viele Mitarbeiter in dieser verunsichernden „Corona-Zeit“ mehr Führung wünschen – auch in pluralistischen Organisationen, deren Kultur von Eigenverantwortung geprägt ist. Dabei beschäftigen sie viele Fragen: Wie verhalte ich mich? Sagen wir Termine mit Kunden ab? Sollte ich von zu Hause aus arbeiten? Muss oder sollte ich jemanden Bescheid geben, wenn es bei einem Kunden einen Verdachtsfall gibt? Und wem sage ich das und wen frage ich eigentlich?
Krisenzeiten haben es an sich, dass es nicht leicht ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist sozusagen systemimmanent. Hier und jetzt gilt es aber, Präsenz zu zeigen und Unsicherheiten zu reduzieren. Dabei ist es gar nicht so wichtig, physisch präsent zu sein, sondern beispielsweise in einem Gruppen Call oder auch per Mail die richtigen Worte zu finden – und somit präsent zu sein.
Hier meine Tipps für Führungskräfte in Zeiten der Krise
#1 REALISTISCH SEIN UND KOSTEN UND STRUKTUREN ANPASSEN
Täglich, stündlich, zum Teil sogar minütlich ändert sich aktuell die Situation. Vergangene Woche noch wurde über „unverhältnismäßige Maßnahmen“ diskutiert. Heute sind Grenzen und Flughäfen geschlossen, in einigen Ländern herrscht Ausgangsverbot.
Solch eine Situation haben alle in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg Geborenen noch nicht erlebt. Die Führungskräfte müssen sich unmittelbar und schnell der Realität stellen. Das Aussitzen der Krise und Warten auf ein Abebben der Infektionszahlen ist grob fahrlässig. Führungskräfte müssen die Entwicklungen intensiv und zeitnah verfolgen und die Kostenstrukturen optimieren. Cash Management ist gerade jetzt existenziell wichtig. Prüfen Sie kritisch und ehrlich, in welchen Projekten es seitens Kunden oder seitens der Leistung erbringenden Mitarbeiter zu Absagen, Ausfällen oder Verschiebungen in Projekten kommt und bewerten Sie die Situation aktuell täglich neu.
#2 PRÄSENT SEIN, TRANSPARENT KOMMUNIZIEREN UND FÜR KLARHEIT SORGEN
Wenn es brennt, muss der Chef vor Ort sein. Diese Faustformel der Führung ist in diesen infektiösen Zeiten in ihrem ursprünglich gedachten Sinne so nicht sinnvoll. Heute jedoch, im Jahr 2020, ist es aber möglich, gefühlt präsent zu sein. Skype, Teams, Gruppen Calls, Videobotschaften und Telefonate erwirken, richtig eingesetzt, das Gefühl, dass der Chef präsent ist. Der Wunsch nach Präsenz der Führungskraft entspringt der Angst und der Unsicherheit, wie mit der unbekannten Situation richtig umzugehen ist.
Niemand erwartet von den Führungskräften, plötzlich Epidemie- oder Pandemie Experte zu sein. Wohl aber erwarten die Mitarbeiter klare Anweisungen, was in ihrer Unsicherheit zu tun oder auch zu unterlassen ist.
Panisch zu reagieren, auch wenn Umsätze wegbrechen, ist nicht angesagt. Zu beschönigen gibt es aber auch nichts. Jedem ist klar, dass dies spezielle Zeiten sind, die spezielle Maßnahmen erfordern und manchmal auch die Notwendigkeit nach sich ziehen, gegen das eigene Wertesystem zu handeln (Bsp. Freiheit versus „Bleibt zu Hause“).
Erklären Sie, welche Maßnahmen jetzt Priorität haben, was der Plan ist und von welchen Zielen diese abgeleitet sind. Strahlen Sie dabei aber auch Zuversicht aus. Vor zwei Wochen hatte ich ein Dutzend Führungskräfte eines mittelständischen, inhabergeführten Unternehmens zu einem Seminar versammelt. Parallel zum Seminar überschlugen sich die Ereignisse hinsichtlich Verbote, Absagen von Veranstaltungen, Verhalten- und Unterlassungshinweise durch Behörden und Kunden.
Der Inhaber und die Geschäftsleitung waren den ganzen Tag vor Ort in der Firma, informierten sich, tauschten sich mit Geschäftspartnern aus, führten Gespräche mit Kunden, leiteten Maßnahmen ab und überarbeiteten Abläufe, Strukturen und Prozesse. Während ein Kollege meinen Nachmittagsteil als Referent übernahm, bereiteten wir die „Corona-Ansprache“ vor.
Nach Ablauf des Seminars am zweiten Tag erfolgte dann vor der Führungscrew eine Info und Ansprache vom geschäftsführenden Gesellschafter, die vorbildlich war: ruhig, besonnen, nicht beschönigend, klar in der Aussage („Die Lage ist ernst“), den Maßnahmen, gleichzeitig Zuversicht ausstrahlend. Dabei erklärte er, was ihn leitet. Nämlich die Sorge um die Gesundheit der Mitarbeiter und die Existenz des Unternehmens. Damit wurden aus den Beteiligten, den Mitarbeitern, Betroffene gemacht, die damit Teil der Lösung sind. Obschon die Seminarteilnehmer nach zwei Tagen voll mit Infos, Selbstreflexion und Übungen gut eingespannt waren, gelang es dem geschäftsführenden Gesellschafter, durch seine Präsenz und empathische Ansprache Unsicherheit zu nehmen und die zweite Führungsebene auf die kommenden Tage und auf die Kommunikation mit wiederum ihren Mitarbeitern vorzubereiten und Hilfestellung zu geben.
In den vergangenen zwanzig Jahren, in denen ich mit Unternehmern und Führungskräften arbeite, habe ich häufig erlebt, dass viele Führungskräfte in einer Krise ob des Kontrollverlustes in eine Art Schockstarre verfallen. P3 Performance ist mit dem Kompetenzfeldern New Work, Leadership, Kommunikation und Health Management der richtige Partner für Unternehmen und Organisationen, wenn es gilt, Krisenzeiten zu meistern und aus ihnen gestärkt hervorzugehen.
PETER LIEPOLT
Head of Leadership Consultancy
#3 CHANCEN NUTZEN
Wir leben in einer VUCA-Welt! Die Rahmenbedingungen mit der sich die Unternehmensführung derzeit auseinandersetzen müssen, sind enorm volatil.
Situationen ändern sich mit rasanter Geschwindigkeit, eine Vielzahl an Unbekannten erschweren das Tagesgeschäft und komplexe Entscheidungen müssen getroffen werden. Insbesondere in Krisenzeiten wie jetzt ist Wachsamkeit, ein Auge für die akute Unterstützung unserer Kunden, Anpassungsfähigkeit, Schnelligkeit sowie der Mut zu innovativem unternehmerischem Handeln gefragt.
Best Practice: Ein wichtiger Teil des Leistungsportfolios der P3 Performance ist Roll Out & Befähigung. Dabei führen wir u.a. weltweit firmeninterne Seminare zu verschiedenen Themen durch. Schon lange nutzen und bieten wir auch digitale Lösungen, Remote Formate etc. an. Jetzt, da physische Präsenz mit Gruppenveranstaltungen nicht opportun ist, die Mitarbeiter unserer Kunden aber weiter befähigt werden müssen, kommen unsere Lösungsansätze für Remote Seminare und Workshop vermehrt zum Einsatz.
Dazu haben wir sogar kurzfristig zusätzlich ein eigenes Studio mit Film- und Green Wall Technik eingerichtet. Unserer Kunden machen dabei die Erfahrung, dass New Learning, so wie P3 es zusätzlich zu klassischen Formaten organisiert, auch in speziellen Zeiten wie diesen, sinnvoll und effektiv ist und auch nach der Krise nachhaltig eingesetzt werden kann, um Ressourcen wie Reisekosten und Reisezeit zu schonen.
Stellen Sie sich also in der jetzigen Phase noch viel mehr als vorher folgende Fragen:
Welchen Engpass haben meine Kunden aktuell?
Benötigen meine bestehenden Kunden evtl. Kompetenzen, die ich aktuell (noch) nicht haben?
Und wenn das so ist, wo könnte ich die Kompetenzen kurzfristig einkaufen und mittelfristig selbst aufbauen?
Kann ich mit meinen bestehenden Kompetenzen neue Märkte (Branchen, Länder) (nach der Krise) angehen?
Wie werden meine Kunden ihr eigenes Geschäft wieder hochfahren, wenn die Krise abebbt und wie kann ich dann mit was bei wem präsent sein?
Welche Leistungen lassen sich digitalisieren und ggfls Remote durchführen – was lernen wir also gerade aus der Home-Office-Arbeit für unser künftige Geschäft, unsere Organisation und unsere Abläufe und Strukturen.
#4 UNTERNEHMENSIMAGE PFLEGEN
Firmen, Organisationen und Gesellschaften haben ein kommunikatives Gedächtnis, welches Teil des kollektiven Gedächtnisses ist. Das Verhalten des Unternehmens in Krisenzeiten, vertreten durch die Führungskräfte, bleibt den Mitarbeitern noch viele Jahre im Gedächtnis. Gerade in Krisenzeiten ist es deshalb wichtig, verlässlich, besonnen und fair zu agieren. Führungskräfte müssen sich bewusst sein, dass jetzt und hier in der Corona Krise das Unternehmensimage wesentlich gepflegt und für die Zukunft geprägt wird. Gerade den Top Talenten und Leistungsträgern sollten Führungskräfte aktuell auch vermehrt Aufmerksamkeit schenken. Sie sind künftig als Führungskräfte die Multiplikatoren und damit „Corporate-Branding-Botschafter“.